Einsame Fischerdörfer, felsige Steilküsten, verträumte Buchten, lange Sandstrände, quirlige Ferienorte, Nachtleben. All das bietet die Costa Brava und noch viel mehr. Von Portbou an der Grenze zu Frankreich bis Lloret de Mar und Blanes erstreckt sich Spaniens nördlichste Küste am Mittelmeer. Die „wilde Küste“ faszinierte schon Maler wie Picasso, Chagall und vor allem Dalí.
Ein Dorado für Wanderfreunde ist der durch duftenden Pinienwald führende Küstenweg „Camí de ronda“. Früher von Fischern benutzt, zieht er sich vom langen Sandstrand der Playa de Aro – auf Katalanisch, das hier gesprochen wird, Platja d`Aro – über Calella de Palafrugell bis Llafranc und bietet herrlichste Ausblicke auf aus dem Meer ragende Fels-Inselchen.
Traumhaft sind die verschwiegenen Sandbuchten, die man über Treppenstufen erreicht und an denen man Robinson spielen kann. Man glaubt sich beinahe im Paradies, wenn man frühmorgens das Meer ganz für sich allein hat.
Im Herzen der Halbinsel des Cap de Creus zieht das einstige Fischerdorf Cadaqués mit seinen weiß leuchtenden Häuserfassaden nicht nur Prominente und Betuchte in seinen Bann. Künstler wie Max Ernst, Bunuel, Man Ray und García Lorca haben das Bild dieser mediterranen Ortschaft in der Welt bekannt gemacht. Und vor allem der schon mit seinem gezwirbelten Schnurrbart äußerlich verrückt erscheinende große Meister des Surrealismus, Salvador Dalí.
Portlligat
Auch für heutige Urlauber ist Cadaqués ein Muss. Denn dort, in der Tapas-Bar Sa Gambina, aßen Salvador Dalí (1904-1989) und seine Frau Gala (1894-1982) die gleichen Appetithäppchen, die heute Touristen verspeisen: Gambas in Knoblauchöl, überbackene Muscheln, die berühmten Anchovis der Region und was das Meer an Köstlichkeiten sonst noch hergibt. Que Aproveche! Guten Appetit!
Wer sich mit Dalís Traum-Welt vertraut machen will, sollte Wohnhaus und Werkstatt des genialen Schöpfers anschauen, nur wenige Fahrminuten nördlich in der idyllischen Bucht von Portlligat. Nichts als dümpelnde Fischerboote, Stille und Einsamkeit. Häufig tauchen Motive der wilden Küstenlandschaft in seinen Bildern auf. Dazu Dalí: „Sie hat mich immer begeistert. Ich kenne dies alles seit vielen Jahren und bin davon überzeugt, dass kaum ein anderer Küstenstreifen der Welt dem hiesigen an mineralischer und geologischer Grandiosität gleichkommt.“ Das Wohnhaus samt Atelier ist ein Labyrinth aus ineinander verschachtelten und vertreppten Zimmerchen, mit Pool und Wasserspielen im Garten und vielen Verrücktheiten wie einem roten Sofa in Form der Lippen von Filmdiva und Sexbombe Mae West und einem Spiegel, durch den Dalí den Sonnenaufgang vom Bett aus bewundern konnte. Es ist nur nach Anmeldung vor Ort zu besichtigen (Tel. 972258063).
Ebenso wie beim Theater-Museum Dalí in Figueres, Dalís Geburtsstadt, sind die Dächer mit gigantischen Eiern geziert, Symbol für den Beginn allen Lebens.
Dieses Museum, mit dem Dalí sich 1974 auf den Ruinen des einstigen Stadttheaters sein eigenes Denkmal setzte, ist wohl das exzentrischste der Welt und selbst ein Kunstobjekt. Allein die Fassade: Dalí hat sie über und über mit „Brötchen“ bedeckt, die drei Ecken haben. Warum? Sie böten knusprigeren Genuss! Im Entree fordert das Regentaxi, ein alter Cadillac, Aufmerksamkeit. In seinem Innern regnet es tatsächlich – auf Knopfdruck. Die Palme daneben trägt an Stelle von Palmwedeln ein Segelboot, das wiederum statt von Segeln von einem Regenschirm bekrönt ist. Gala, Ehefrau und Muse, Modell und Managerin, malte er immer aufs Neue. Eines der Bilder von ihr stellt gleichzeitig Abraham Lincoln (1861-65) dar, den 16. Präsidenten der USA. Zum Verständnis all der irrwitzigen Details und Ideen sollte man sich führen lassen.
Dalí-Teller, Becher, Krawatten, Kopien der Schmuck-Kollektion und vor allem seine zerfließenden Uhren sind beliebte Souvenirs in den Läden rundum.
Seit 1996 steht dem Besucher in Púbol, einem winzigen Ort zwanzig Kilometer von Figueres, Schloss Gala Dalí offen, das dritte der drei Dalí-Gedenkstätten in Katalonien. Das Schloss, das er seiner geliebten Frau zum Geschenk machte. Alles unverändert – das Bett mit blauem Baldachin, Galas Haute-Couture-Garderobe, Dalís Elefantenskulpturen im Park, der Cadillac in der Garage…
Hoch über dem Fluss Onyar erhebt sich die Altstadt von Girona, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Ein Gassengewirr mit unzähligen Treppenstufen, das ehemalige Juden-Viertel, eine doppelte Stadtmauer, auf der man spazieren darf, und die wohl größte einschiffige Kathedrale Europas erwarten den Besucher. Auf den Ramblas findet man bestimmt die ersehnten Schuhe und vieles mehr!
Wer ein Boot besitzt oder eines chartern möchte, muss sich in Empuriabrava einquartieren. Der wie Venedig malerisch von Dutzenden Kanälen durchzogene Ferienort ist wie geschaffen dafür. Man parkt seine Jacht vor der Haustür. Einen Ausgang zur Straße hin gibt es natürlich auch! Denn auch ohne Boot darf man hier Ferien machen.
Vor historischen Mauern: das Mittelalterfest von Peratallada
Nur ein kleines Stück landeinwärts und man fühlt sich ins Mittelalter versetzt: Kein Wunder, dass Peratallada und seine prachtvollen historischen Mauern jedes Jahr Anfang Oktober die Kulisse für ein vom Tourismus noch unverdorbenes Mittelalterfest stellen.
Info:
www.salvador-dali.org, www.catalunyatourism.com, www.spain.info/de
Fotos Elke Backert